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Nö, ich will da hin!

Claudia Scholz • 1. September 2020

Wie der Markt zu meinem wird

Na? Gerade wieder frustriert?

Dieser Markt als selbstgewähltes Elend? Nö, ich will da hin!

Der Markt und ich: Wie zwei Gegensätze schließen?

Warum dieser Markt der richtige und meiner ist?
Wie dieser Markt zu meinem wird?
Der Markt und ich, eine wundervolle Symbiose?

Horchen wir mal bei den Marktteilnehmerinnen und Teilnehmern rein:


„So ein Elend“. „Wie muss ich warten, bis endlich was passiert!“ Im Ringen mit mir selbst formuliere ich im Stillen ungefähr so:

Hätte ...


  • ich doch nur ausgeschlafen,
  • gemütlich und in Ruhe gefrühstückt,
  • bei dem schönen Sonnenschein die Natur genossen, den Garten gegossen,
  • bei dem blöden Wetter endlich den Schrank, den Keller oder sonstwas aufgeräumt,
  • den Kühlschrank mit Einkäufen für meine Liebsten gefüllt
  • und den Tag damit gekrönt, mich verwöhnen zu lassen
  • oder einfach nur gechillt …


Gefühlt nach Stunden endlosen Wartens tröpfeln sie dann endlich herein, die sehnlichst erwarteten Besucher.

 

Frühling in Westend 2019

Nun, erstens kommt es anders zweitens als man denkt:


Denn da „schwofen“ sie nun. Scheinbar lustlos schauen sie über die schönen Auslagen hinweg. Vorbei an den gelungenen Exponaten, wie sie besser nicht sein können. Die atemberaubende Abendgarderobe an der entzückenden Schaufensterpuppe lassen sie hinter sich, ohne sie eines Blickes zu würdigen.


So fasse ich wie folgt zusammen: Kein Schwein sieht das an? Keine Sau interessiert sich für mich!


Doch ganz plötzlich geht es los mit dem …

Lost Places Fotografie

... erfrischenden Plaudern. Und vorbei ist meine Zeit zum Telefonieren und Verfolgen endloser Gesprächsfetzen am Handy (könnt ja sein, dass es wider Erwarten etwas Neues gibt).


... fröhlichen Loben des Besuchers, um Gemeinsamkeiten zu entdecken. Wie gut, dass der leckere Salat aus meiner Frühstücksdose längst aufgefuttert ist. Der hätte meine Kundin bloß auf falsche Gedanken gebracht.


... Aufreihen gut gelaunter Gesprächsperlen über Wind, Wetter und andere Katastrophen, zu Fragen der Gesundheit oder über das Reisen usw. und wie man sie beantwortet: 


Mit einem neuen Hut etwa? Oder einem niedlichen Kleidungsstück, weil die Kleine mal wieder ein Stückchen gewachsen ist? Ein Bild für über die Anrichte, weil ein neues Schmuckstück für die Wohnung fällig ist? Ein Raum voll frischer Blumen oder Tillandsien, wie sie frei im Fenster hängen? Neue Tischwäsche aus Patchwork? Geschnitzte Köpfe für die Weinflaschen obendrauf, weil irgendeine Freundin der Kundin einen freundlichen Gruß bitter nötig hat? Die Geldbörse, die Tasche, der Rucksack aus Stoffen, die an alte Zeiten erinnern?


Schließlich kommen die Besucher in Stoßwellen hereingespült und machen zwischendurch eine Pause möglich. Ein Rückzugsort findet sich immer – ein Ort vielleicht, an dem sich eine heimliche Zigarette rauchen lässt.


Das Verkaufen: eine Wohltat! Und wie alles zu einer Frage verketteter Wahrnehmung wird


Nach der gelungenen Operation „Markttag“ liege ich geschafft, aber glücklich im Bett. 

Ist es nicht so, dass ich mich von meiner besten Seite gezeigt habe? Angenehm-verrückt wie ich bin bewohne ich ein Hausboot irgendwo in den Docks von Berlin. Als Paradiesvogel der schillerndsten Art male (schreibe oder komponiere) ich für mein Leben gern, inspiriert von den vielen Besuchern, die den Markt überflutet haben. Dabei sind nicht einmal nur die gemeint, die es bis zu meinem Stand geschafft haben. Nein! Besucher jeder Art, ob jung oder alt, groß oder klein, anders oder besonders – sie alle haben mir ihre Inspirationen dagelassen – als „Perlen“, die ich aufgelesen habe. Sie warten darauf, von mir verarbeitet zu werden.


Kunst kommt von Können

Der Markt und ich, eine wunderbare (engelhafte) Symbiose


„Nach dem Markt“ ist „vor dem Markt“ und so webe ich die „Perlen“ vom letzten Mal in meine Tagträume ein. „Tagträume“?


Ja, denn ich habe den gediegenen Herrn vor Augen, dem noch der geeignete Schal fehlte, die Fliege, das Einstecktuch. Der Dame, der ich mein Augenmerk geschenkt habe – die in dem frischen Frühlingslook! – habe ich die kleidsame Tasche zugedacht, die einen ganzen Haushalt verschluckt und die sich seitlich wie hinterrücks tragen lässt. 


Warum gerade dieser Markt? 


Ganz einfach. Weil immer besondere Besucher unterwegs sind. Weil es stets inspirierende Gespräche gibt. Weil ich auf der Suche nach Perlen bin. Weil für jeden etwas dabei ist. Und weil die Örtlichkeit und das Rahmenprogramm einfach großartig sind!


„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, heißt es. Das ist wie beim Vokabeln-Lernen. Mit steter Wiederholung sorgt man dafür, dass die Vokabel im Kopf hängen bleibt. Ganz genauso funktioniert es beim Markttreiben. Und je üppiger und schillernder die Vokabel auftritt, desto schneller und eindrucksvoller wandert sie ins Hirn! Äh, ich meine: Dein Eindruck von mir als frisch-fröhlich-frecher Charakter wandert dir ins Hirn. Das meine ich!


Wo wir gleich bei einem anderen Thema wären: Was wäre, wenn?


Link: Best Practise-Ideen für Künstler oder Kunsthandwerker


Oder: 10 Erfolgsrezepte, wie du trotz allem Freude hast und die Serie vieler kleiner Erfolge feierst

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